Herkunft aus der Ferne

 In Europa wurden Chinchillas erstmals 1782 von einen spanischen Forscher namens Molina schriftlich erwähnt, wenngleich diese Tiere natürlich schon wesentlich länger bei den südamerikanischen Einwohnern bekannt waren. Damals nannte der Spanier diese Tiere noch "Mus laniger" (zu Deutsch: "wollige Maus"), die er unweit der Stadt "Coquimbo" im südamerikanischen Chile entdeckte und sie als erster Europäer ernsthaft erforschte. Erst später erhielten die Tiere den Namen "Chinchilla", später unterschied man schließlich zwischen mehreren verschiedenen Typen dieser Art.

Nach einiger Zeit gab es eine ganze Reihe von Expeditionen, bei denen auch weitere Verwandte unterschieden wurden, so z.B. Hasenmäuse und Viscachas. Bis heute ranken sich Mythen über das sog. Königs-Chinchilla, welches als ausgestorben (bzw. ausgerottet) gilt. Man vermutet, dass es sich um den größten Vertreter seiner Art handelte, doch fehlen dazu entsprechende, eindeutige Nachweise. 

Das Wort 'Chinchilla' (korrekt gesprochen 'Tschin-tschi-ja') leitet sich ab aus den Begriffen 'chin' = leise, 'sincha' = stark/mutig und 'lla', einem Diminutiv. Der Name stammt aus der Sprache der einheimischen Quechua Indianer und wurde von den Spaniern übernommen. 'laniger' bedeutet wolltragend. 

 

Was aber zu Beginn  wissenschaftliche Neugier war, sollte sich später zu einer massiven Ausbeutung entwickeln.


Heimat der Urahnen

Europäische Expeditionen entdeckten die Tiere der verschiedenen Arten in einem rund 9.000 km langen Streifen vom Süden bis in den Norden Chiles, in Regionen zwischen Meereshöhe und 5.000 Höhenmetern, wobei sich die unterschiedlichen Arten in unterschiedlichen Regionen und Höhen aufhielten. Die heute bei uns lebenden Langschwanz-Chinchillas kamen überwiegend in Regionen zwischen 400 und 1500 Höhenmetern vor.

Am Rande und an den Berghängen der Anden lebten sie in teilweise riesigen Kolonien mit oftmals mehreren hundert Tieren zusammen, so die Schilderungen der Forscher.

 

In der gesamten Region gibt es pro Jahr meist nur eine kurze Regenzeit, in der fast der gesamte Jahresniederschlag fällt, die übrige Zeit ist es überwiegend trocken. Die Gegend ist felsig und der Boden enthält einen hohen Anteil an Vulkanasche, in dem sich die Tiere wälzen, um sich ihr Fell zu reinigen, der trockene Staub sorgt gleichzeitig für ein trockenes und samtiges Fell.

Die Vegetation ist - den Bedingungen angepasst - eher karg, aber dennoch üppig genug, dass sich die Tiere gut und abwechslungsreich ernähren können. Zu ihrem Speiseplan zählen Gräser, Sträucher, Kakteen, diverse Kräuter und kleine Früchte.

 

 Raubvögel, heimische Füchse oder Schlangen waren seit je her ihre natürlichen Feinde, bis die Europäer das wunderbar weiche Fell dieser Tiere entdeckten und damit begannen, sie dafür zu jagen. Die einheimischen Stämme jagten sie zwar auch, jedoch ohne die Bestände signifikant zu gefährden. Diese waren erst bedroht, als Chinchilla-Fell in Europa in Mode kam und so wurden die Tiere immer stärker dezimiert, bis sie die Gier der Menschen Ende des 19. Jahrhunderts bis an den Rand der totalen Ausrottung trieben. Das mysteriöse "Königs-Chinchilla", gilt bereits als ausgerottet - es soll das meiste Fell besessen haben.

 

 Ein Gerücht besagte, dass das Senckenberg  Museum in Frankfurt am Main ein ausgestopftes Königschinchilla habe. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass es dort "nur" ein Langschwanz-Chinchilla als Exponat gibt. Das linke Bild soll ein angebliches Königs-Chinchilla zeigen, es gibt jedoch keine weiteren Informationen zu diesem Foto. Das rechte Bild zeigt ein Kurzschwanz-Chinchilla.


Was übrig blieb

1929 unterzeichneten die Regierungen von Argentinien, Bolivien, Chile und Peru ein Abkommen zum Schutz der Chinchillas, was Wilderer jedoch lange nicht aufhielt. 1950 erklärte man das "Chinchilla lanigere" sogar als ausgestorben, jedoch wurde es in freier Wildbahn 1978 wiederentdeckt und so wurde das "Reserva Nacional Las Chinchillas" gegründet - eine Schutzzone von über 4.000 ha. Doch es lebten nur noch wenige wilde Chinchillas. 1996 wurde die Population auf 2.500 bis 11.700 geschätzt, Tendenz fallend. Privat finanzierte Projekte zur Erhaltung der Art zeigten bislang nur mäßigen Erfolg. Ein großes Projekt findet man hier: http://www.wildchinchillas.org/

 

Immerhin werden die Tiere zumindest in diesem Gebiet in Ruhe gelassen und nicht mehr gejagt, da Wilderei gerade in Reservaten schwer bestraft wird.


Der Weg ins Wohnzimmer - Die Chapman Story

Ein U.S.-amerikanischer Bergbau-Ingenieur aus Kalifornien namens Mathias F. Chapman schaffte es in den 1920er Jahren - als die Tiere bereits vor Ihrer totalen Ausrottung standen - mehrere lebende Chinchillas einzufangen und mit in die USA zu nehmen. Er startete mit 11 Tieren, 1 Tier starb, dafür wurden unterwegs 2 geboren, so reiste er am 19. April 1923 mit 12 Tieren in die USA ein. Obwohl er nur 3 oder 4 Weibchen hatte, gelang ihm nach vielen anfänglichen Hürden erstmals in der Geschichte die Zucht der Tiere in Gefangenschaft und außerhalb Chiles, was den Beginn der Chinchilla-Fell-Industrie markieren sollte. Einige Jahre später kamen nach einer weiteren Expedition noch ein paar Tiere hinzu, was dem Genpool der Zucht zugute kam. 


Chapman ist jedoch alles andere als ein Held. Seine Motivation war nicht die Rettung der Spezies, sondern einzig der zu erwartende Profit, denn er wusste, dass außer ihm niemand sonst Chinchillas für den weltweiten Pelz-Bedarf züchten konnte. Natürlich musste er eine riesige Zahl an Tieren züchten, um genügend Felle zu erhalten, jedoch konnte er seinen Erfolg nicht lange feiern. Chapman starb am 26. Dezember 1934 und ein Teil seiner Tiere wurden an Züchter auf der ganzen Welt verkauft. Sie wurden fortan über Generationen hinweg in großem Stil ausgebeutet, bis sich der Tierschutz durchsetzte und Echtpelz plötzlich verpönt war. Der Pelzmarkt brach schließlich ein und die meisten Farmen wurden aufgegeben. Die übrigen Chinchillas landeten oft in Tierheimen und so kamen sie als Haustiere schließlich zu uns. Man kann mit Sicherheit sagen, dass alle in Gefangenschaft lebenden Chinchillas Nachfahren der originalen 11 Chapman-Chinchillas sind.

Ein Zeitungsartikel von 1933, in dem ein Reporter über seinen Besuch einer Chinchilla-Farm von Chapman schreibt. 

Auf alten Fotos ist er meist mit seinem besten Zucht-Bock auf seiner Schulter abgebildet, sein Name war Pete. Einige seiner ursprünglichen 11 Chinchillas überlebten ihn, eines von ihnen wurde mindestens 22 Jahre alt und trug den Namen "Old Hoff".


Hier eine alte TV Aufzeichnung aus den späten 50er oder frühen 60er Jahren zu Chapman und dem, was er aufgebaut hat. Sehr sehenswert, wenn man in den damaligen Zeitgeist eintauchen will.



Download
Die Chapman-Story als PDF
In diesem Artikel wird die gesamte Geschichte um M.F. Chapman und seinen Chinchillas beschrieben. Der Text ist aus dem Englischen übersetzt und enthält auch die ein oder andere Ungenauigkeit. Eine Überarbeitung ist derzeit in Arbeit.
Die Chapman Story (deutsch).pdf
Adobe Acrobat Dokument 422.7 KB

 In Pelztierfarmen werden Chinchillas in großer Zahl geboren und erreichen im Alter von 8 bis 12 Monaten  die erste "Fellreife" (das entspricht übrigens auch ungefähr der Geschlechtsreife). Sie werden mittels Chloroform betäubt und getötet, damit man ihnen das Fell abziehen kann - Man findet heute nach wie vor Produkte aus Chinchilla-Fell, ein Mantel aus hochwertigem Fell ist teilweise teurer, als einer aus Nerz. Früher waren Chinchillas zeitweise ihr Gewicht in Gold wert!

Auch wenn Pelztierfarmen grausam erscheinen, so mussten Chinchillas dennoch die beste Haltung erfahren haben, denn sobald es einem Chinchilla an irgendetwas mangelte, machte es sich sofort am Fell bemerkbar, z.B. durch kahle Stellen, Verfilzungen, usw. Je besser also die Lebensbedingungen und Ernährung in einer solchen Farm waren, desto besser und damit hochwertiger war auch das Fell der Tiere. Das lässt sich mit der Massentierhaltung in der Fleischproduktion vergleichen: Je artgerechter die Haltung, desto besser die Qualität des Fleisches. 

Dank engagierter Tierschützer konnten aber viele Tiere aus solchen Farmen befreit werden, doch noch immer gibt es Farmer, die diese Tiere versuchen auszubeuten.

 

 

Vielen Chinchillas geht es heute sehr gut bei ihren Haltern, die sich im Social Media organisieren und gut darüber aufklären, wie man diese Tiere möglichst artgerecht hält und ihnen ein schönes Zuhause bietet.

 Seit den 1990er Jahren sind Chinchillas als Haustiere zwar immer beliebter, trotzdem bis heute noch immer exotisch und eher unpopulär im Vergleich zu anderen bekanten Nagern, wie Hamster oder Kaninchen. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass Chinchillas in Ihrer Haltung mit einem größeren Aufwand verbunden sind, so benötigen sie einen sehr großen Käfig mit viel Bewegungsfreiheit, abwechslungsreiches Futter, täglichen Freilauf,... Die Liste ist lang. Und da sie sich normalerweise nicht gerne anfassen lassen und zudem noch nachtaktiv sind, macht sie das zwar eigentlich eher ungeeignet für Kinder, aber ideal für den Arbeitnehmer, der tagsüber nicht zuhause ist.

 

Wichtigster Ratgeber im Netz: https://www.chinchilla-scientia.com/