Allgemeine Tipps

Selbst nach jahrelanger Erfahrung im Umgang mit Chinchillas lernt selbst der Profi ständig etwas Neues dazu.

Hier mal ein paar ganz allgemeine Tipps:


Thema: Vertrauen gewinnen

Geduld, Geduld, Geduld. Nur so kommt man weiter. Wenn ein Chinchilla scheu ist und Angst vor dem Menschen hat, muss man sich viel Zeit nehmen. Grundsätzlich muss sich das Chinchilla in seinem (neuen) Zuhause sicher fühlen und einen Ort haben, in das es sich jederzeit zurückziehen und verstecken kann, z.B. ein Häuschen bzw. eine Höhle. Dieser Ort ist heilig und man darf es niemals zwingen, dort heraus zu kommen.

Man kann auf unterschiedliche Weise das Vertrauen gewinnen, hier ein paar Tipps dazu:

 

Tipp 1: Kennenlernen

Käfigtür öffnen und direkt davor setzen. Nicht nach dem Tier greifen oder es bedrängen, einfach da sitzen und nichts tun. Ab und an ruhig mit dem Tier sprechen, damit es sich auch an die Stimme gewöhnt. Mehr nicht. Mindestens 20 Minuten oder länger durchhalten, anschließend Futternapf befüllen und wieder gehen. 

Auch wenn das Chin anfangs keine Neugier zeigt, wird es früher oder später die Nase aus der Höhle stecken und merken, dass nichts Schlimmes passiert. Täglich immer zur selben Uhrzeit wiederholen!

 

Tipp 2: Beschnüffeln

Wenn das Chin die erste Scheu abgelegt hat, einfach mal die Hand bzw. den Arm in den Käfig legen und liegen lassen. Dem Chin die Chance geben, die Hand zu beschnuppern. Eventuell knabbert es leicht an den Fingern: Chins müssen alles anknabbern, was sie kennenlernen wollen. Solange es also nicht weh tut, knabbern lassen. Auch hier gilt: Das Tier muss zur Hand kommen, nicht umgekehrt! Wenn es nicht will, dann muss man das akzeptieren. Leichter funktioniert das natürlich, wenn man einen Anreiz schafft, z.B. mit einem ganz kleinen Leckerli. Wenn man dies regelmäßig wiederholt, wird das Chin die Hand früher oder später mit etwas Positivem verbinden.

 

Tipp 3: Freilauf klein beginnen

Sobald man die Tiere aus dem Käfig lassen möchte, sollte man den Auslaufbereich zunächst möglichst klein wählen. Am besten sperrt man mit Stellwänden (z.B. hohe Pappkartons, mind. 1 Meter hoch) einen kleinen Bereich um sich herum direkt vor dem Käfig ab und öffnet den Käfig. Die Tiere können so selbst hinaus, müssen sich aber in unmittelbarer Nähe zum Menschen bewegen. Sich selbst sollte man dabei anfangs am besten gar nicht bewegen und die Tiere in Ruhe erkunden lassen. Später kann man den Freilaufbereich dann immer weiter vergrößern. So lernen die Chins, dass die Nähe zum Menschen nichts Schlimmes ist und kommen später öfters auch alleine zu einem.

 

Tipp 4: Hände weg

Stelle Dir mal vor, eine 5 Meter große Hand würde ständig von oben nach Dir greifen. Klingt unangenehm, nicht wahr? Jetzt kannst Du Dir vorstellen, wie sich ein Chin fühlen muss, wenn etwas von oben greift. Wenn man bedenkt, dass Raubvögel zu den Urfeinden gehören, ist eine Hand von oben schon beängstigend. Deswegen: Mit den Händen nie nach den Tieren greifen, wenn es nicht absolut notwendig ist! Wenn man genügend Vertrauen zum Tier aufbauen konnte, kann man ein Chin am besten hochheben, indem man mit beiden Händen von beiden Seiten kommt und sie unter das Tier schiebt. Sobald es sich mit den Hinterpfoten auf die Handfläche stellt, hat man schon gewonnen, aber auch das erfordert etwas Übung. Auch hier gilt wie immer: Das Tier nicht bedrängen. Wenn es nicht will, akzeptiere das und versuche es an einem anderen Tag wieder.

 

Tipp 5: Belohnen

Immer wenn das Chin etwas tut, was man gerade von ihm will, kann man es mit einem Leckerli belohnen, wobei das Timing hier ganz wichtig ist, um die richtige Assoziation herzustellen. Auf diese Weise kann man den Tieren auch Tricks beibringen, Chinchillas sind mindestens genauso gelehrig wie Hunde! Einige unserer Tiere können z.B. auf Kommando Männchen machen.

 

Zuletzt sei gesagt...

...dass man sich in vielen Fällen das Vertrauen über einen langen Zeitraum erarbeiten muss. Leider kann man Fortschritte aber auch ganz schnell wieder zunichte machen, wenn man dem Tier Anlass zur Angst gibt. Da genügt manchmal schon eine versehentlich hastige Bewegung oder ein Niesen oder Husten. Aber niemals sollte man aufgeben, solche Ausrutscher lassen sich schnell wieder korrigieren. 

Vor allem mit Geduld!


Thema: Die Sprache der Chins

Wenn man seine Tiere genau beobachtet und die Ohren spitzt, kann man zumindest teilweise ihre Sprache verstehen lernen. Sie geben unterschiedliche Laute von sich oder bewegen sich auf bestimmte Art und Weise... das alles kann man irgendwann sehr gut deuten.

 

Schlafen

Das Chin sitzt irgendwo in einer Ecke oder auf einem Brettchen, den Kopf gesenkt und die Ohren auf "Halbmast". Die Augen halb oder ganz geschlossen sieht man ihm an, dass es müde ist und sich ausruht oder schlafen will. Soweit kennt man es. Wenn es sich besonders sicher fühlt, legt es sich auch mal gerne auf die Seite. Wenn man das nicht kennt, könnte man meinen, das Tier sei krank. Aber keine Sorge, das Chinchilla legt sich nur dann auf die Seite, wenn es sich absolut sicher und wohl fühlt.

Chinchillas können natürlich auch träumen. Gelegentlich kommt es vor, dass es im Schlaf zuckt oder Quiek-Geräusche von sich gibt. Allerdings kann man das nur selten beobachten. Tagsüber ist es wichtig, dass die Tiere Ruhe haben und möglichst nicht gestört werden.

 

He, das ist mein Haus!

Der bevorzugte Schlafplatz, z.B. ein Häuschen oder eine Höhle, ist das Allerheiligste. Das ist der wichtigste Rückzugs-Ort für die Kleinen, hier müssen sie sich sicher fühlen. Das heißt: Nie die Hand rein stecken, das Haus hochheben oder auf sonst eine Art und Weise stören. Klar, man muss auch mal sauber machen, aber danach sollte das Haus/die Höhle wieder exakt dort sein, wo sie vorher war. 

 

Bewegung / Popcorning

Die meisten Chins haben gelegentlich ihre "wilden 5 Minuten", in denen sie spontane Sprints und Sprünge machen. Die rasen regelrecht durch die Gegend und springen gegen Wände oder Hindernisse, von denen sie sich abdrücken und weiter rennen.  Dieser Sprung ist ein Fluchtreflex, den sie entweder durchführen, wenn sie sich erschrecken, oder aus "Spaß", denn sie üben ihn auch.

Oftmals zeigen sie dieses Verhalten beim Auslauf außerhalb des Käfigs, wenn sie ihre Umgebung ausreichend erkundet haben und kennen, sich also sicher fühlen und sich einen Fluchtweg gemerkt haben.

Besonders junge Tiere machen das sehr oft im Spieltrieb. Die Halbstarken eben... ;)

Chinchillas erkunden die Umgebung, indem sie immer größere Kreise um ihren Ausgangspunkt ziehen. Dabei prägen sie sich die Örtlichkeiten genau ein und orientieren sich nur wenig visuell. So kann man das Chin manchmal auch ärgern, wenn man ihm etwas in den Weg stellt, da rennt es dann schon mal dagegen.

 

Lautsprache

Chinchillas kommunizieren gewöhnlich so leise und hochfrequent, dass unser Gehör das nicht wahrnehmen kann. Man kann es den Tieren aber ansehen, wenn sie "reden". Es sieht dann so aus, als würden sie sehr kurzatmig schnaufen. Das ist sozusagen eine "normale Unterhaltung". Oft kommt es dann auch vor, dass sie "lauter" reden, dann hört man ein ganz leises, regelmäßiges Fiepen. Das wäre dann eine "angeregte Unterhaltung". Diese Töne machen die Chins besonders oft beim Erkunden der Umgebung, z.B. beim Auslauf, um auf sich oder eine Entdeckung aufmerksam zu machen. Besonders intensiv ist dieses Gequassel, wenn sie (positiv) aufgeregt sind, z.B. in ihren "wilden 5 Minuten".

 

Männchen machen zudem gelegentlich auch noch lautere Töne, die sich für uns recht witzig und frech anhören, beinahe wie ein Lachen. Diese Laute haben mit dem Revierverhalten zu tun. Wenn ein Böckchen und ein Weibchen zusammen leben, wedelt das Böckchen zudem mit dem Schwanz, als eine Art Balzverhalten, bzw. um dem Weibchen Bereitschaft zu signalisieren.

Auch Weibchen können mit dem Schwanz wedeln, allerdings kommt dies sehr selten vor und dient dem Alpha-Weibchen nur zur Festlegung der Rangordnung.

 

Chins können meckern und sehr deutlich mitteilen, wenn ihnen gerade Etwas nicht passt oder sie sich durch Irgendetwas gestört fühlen. Das hört sich dann an wie ein Bellen, was sie oftmals nach ein paar Sekunden/Minuten wiederholen. Die anderen Tiere reagieren darauf oft mit erhöhter Aufmerksamkeit, aber keines wird sich dann für den Auslauf begeistern können, sie bleiben i.d.R. still irgendwo sitzen und spitzen die Ohren, oder sie verstecken sich in ihren Höhlen, denn es könnte sich um Gefahr handeln. Man sollte die Tiere dann erstmal in Ruhe lassen, bis sie sich wieder beruhigt haben.

 

Babys quieken recht häufig und laut, wenn ein älteres Tier auf sie zu kommt und sie beschnüffelt. Dieses Quieken soll den großen Tieren sagen "Tu mir nichts, ich bin nur das kleine unschuldige Baby!" Zudem stärkt es die Bindung zwischen ihm und der Mutter bzw. der gesamten Gruppe, auch männlichen Tieren.

 

Wenn sich Tiere gegenseitig putzen, werden nicht selten auch die Zähnchen dazu benutzt. Dann wird das andere Tier mal gezwickt und es stößt einen kurzen Queck-Laut aus. Ebenso queckt auch mal eine säugende Mutter, denn Babys haben schon bei der Geburt ihre kleinen scharfen Zähnchen und die Zitzen der Mutter sind sehr empfindlich. Da hört man dann durchaus öfters mal ein quecken. 

 

Es gibt noch weitere Töne, die nicht ganz so alltäglich sind. Es gibt auch Panik-Schreie, die man im Normalfall allerdings nicht zu hören bekommt. Etwas häufiger ist da schon das "Grunzen", was zu einer Drohgebärde gehört und immer dann zu hören ist, wenn sich zwei Chinchillas nicht mögen und sie gegeneinander kämpfen. Ein Weibchen macht diese Geräusche auch dann, wenn Sie einem willigen Böckchen zeigen will, dass sie gerade "nicht in der Stimmung" ist.

 

Unter bestimmten Bedingungen können Chins ein tiefes Brummen produzieren. Es hört sich beinahe an, wie das Schnurren einer Katze, das Tier vibriert auch dabei. Dieses Verhalten ist eigentlich die Reaktion auf eine Extrem-Situation, das Tier hat z.B. Schmerzen oder es ist total gestresst oder verängstigt. Es gibt allerdings auch Berichte, wonach ein Chin dieses vibrieren aus Wohlbefinden gemacht hat. Dies können wir jedoch bislang nicht bestätigen.


Thema: Krankheit und Tod

Auch dieses Thema ist in der Haustierwelt allgegenwärtig und bedarf der Aufklärung.

Chinchillas verstecken Unwohlsein, Schmerzen und Krankheiten so gut sie können, meistens so gut, dass man oftmals erst etwas bemerkt, wenn es schon fast zu spät ist. 

Man kann natürlich nun aufzählen, was es alles für Krankheiten gibt und wie die Symptome aussehen, allerdings kann man selten selbst eine qualifizierte Diagnose stellen, wenn man nicht gerade Tierarzt ist. Deswegen die vielleicht wichtigste Information auf dieser Seite:

Beobachte Deine Tiere jeden Tag genau, jedes einzelne Tier. Man muss genau hin schauen:

Ist es abends munter und aufgeweckt?

Frisst es normal oder braucht es ungewöhnlich lange?

Sehen die Augen gesund aus oder tränen sie leicht?

Ist die Nase sauber?

Sind die Köttel normal geformt und trocken?

Ist das Fell um die Schnauze trocken?

Ist das Fell überall trocken und fluffig?

Bewegt sich das Chin normal?

Hat es Verletzungen?

 

Hier die Top 5 der Probleme, die wir bei unseren Tieren bisher hatten:

 

Zahnprobleme

Die Tiere müssen ihre Zähne permanent abreiben, da sie ein Leben lang unaufhörlich wachsen. Dies schaffen sie durch Nagen an verschiedenen Hölzern und besonders mit dem richtigen Futter (diverse Kräuter, Blätter, gutes Heu,...)

Dennoch kommt es nicht selten vor, dass dies nicht genügt, dann bleibt nur der Gang zu einem guten Tierarzt mit Kompetenz in Zahnheilkunde bei Chinchillas. Am Besten mal gezielt danach Fragen. Manch Tierarzt sieht eine Mandelentzündung, wo gar keine ist...

 

Tränende Augen

Ursachen dafür sind vielfältig. So kann z.B. bereits das intensive Sandbaden der Tiere dafür die Ursache sein. Die feinen Sandkörnchen des guten Ton-Badesands können im Auge kleben bleiben, weshalb die Tränchen fließen. Einfach mal ein paar Tage lang das Sandbad aus dem Käfig nehmen.

Es kann aber auch eine Erkältung zugrunde liegen, oder sogar Zahnprobleme. Eine Bindehautentzündung ist ebenfalls möglich, hierbei kann das Sekret trocknen, teils sogar kristallisieren und das Auge verklebt. In solchen Fällen muss das AUge täglich gesäubert werden, eine passende Salbe gibt es beim Tierarzt.

 

Durchfall

Gerade bei Jungtieren kommt es früher oder später zu leichtem Durchfall, wobei es sich hierbei lediglich "nur" um sehr weiche oder matschige Köttel handelt. Das After ist dann oft damit verklebt und der ganze Käfig ist im Nu total versifft. Junge Tiere kennen oft ihre Grenzen noch nicht und fressen schlichtweg zu viel. Hierbei hilft für zwei bis drei Tage die Gabe einer Critical-Care-BeneBac-Mischung, die man via Spritze oral gibt. Dazu spezielle Kräuter, die den Darm beruhigen und ihn unterstützen,  z.B. Spitzwegerich, Gänsefingerkraut, Kamillenblüten, Ringelblumen, Pfefferminze und Echinacea-Blätter... Heu, Pellets und Leckerli sollten dann eher gemieden werden.

 

Problematisch ist hingegen ein akuter Darmvorfall, bei dem das Chin ohne jede Vorwarnung eine Pfütze aus flüssigen Kot absetzt. Oftmals ist es dann aber leider schon zu spät und man kann nichts mehr für das Tier tun. 

 

Struppiges Fell

Oft ein Zeichen für den falschen Badesand. Der Sand muss Tonhaltig sein und richtig stauben.  Wenn sich auf allen Oberflächen in der gesamten Wohnung regelmäßig eine weiße Staubschicht bildet, hat man den Tieren den richtigen Sand gegeben. Quarzhaltiger Sand ist völlig ungeeignet, da dieser die Feuchtigkeit aus dem Fell der Tiere nicht ordentlich aufnimmt.

 

Häufiges Nießen

Die kleinen Nasen sind empfindlich und gerade der staubige Sand kann da schonmal einen Nießer verursachen. 

Dennoch ist auch eine Erkältung bei Chins nicht selten. Da hilft am besten ein Antibiotikum, man kann die Gesundheit durch ein Vitamin-Zusatzpräparat stärken, aber besser noch durch die richtigen Kräuter: Kamille, RIngelblumen, Echinacea... Da gibt es viel. 

 

Bis hierher hoffen wir, dass wir ein paar nützliche Tipps geben konnten. Allerdings wird diese Seite immer wieder mit weiteren Tipps erweitert. Wenn es Fragen gibt, kerne über das Kontakt-Formular. Aber bitte bedenke: Wenn Du das Gefühl hast, dass es Deinem Tier nicht gut geht, zögere nicht, zum Tierarzt zu gehen. Wenn Du Dem Tier ansehen kannst, dass es ihm schlecht geht, könnte es schon zu spät sein, da zählt jede Minute!